Weingut Am Stein

VINZ-Vertikale

 

 

Das Würzburger Weingut Am Stein, in Besitz von Sandra und Ludwig Knoll, wird mittlerweile biodynamisch bewirtschaftet und hat sich den Titel der besten Weißweinkollektion im Eichelmann 2016 erarbeitet. Grund genug, das Weingut etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Unser Fokus soll dabei auf der VINZ-Linie liegen, die dem Junior Vinzenz gewidmet wird. Den VINZ gibt es als Silvaner und als Scheurebe, und er wird aus alten Reben (50 Jahre im Durchschnitt) der imposanten Muschelkalklage Stettener Stein gewonnen. Durch das hohe Alter dringen die Reben weit in das Erdreich hinein und verleihen dem Wein die typische Mineralität sowie eine exzellente Lagerfähigkeit. Beide Weine wurden spontan vergoren. Für diesen Artikel habe ich meine Notizen über die VINZ-Weine zusammengefasst. Da die Weine zu unterschiedlichen Zeitpunkten probiert wurden, handelt es sich nicht um eine Vertikale im strengen Sinne, sondern eher um eine „zeitversetzte“ Vertikale. Der Preis der Einzelflaschen liegt bei knapp 20 €.

 

 

 

 

Der 2009er VINZ Silvaner (verkostet im September 2011), genossen als Abschied von Würzburg, trägt eine hellgelbe Farbe mit goldenen Reflexen. In der Nase riecht er sehr dicht und komplex nach reifem Apfel, Mango, später Banane. Dann kommen noch andere gelbe Früchte dazu. Im Mund präsentiert er sich überaus cremig und mundfüllend. Der Abgang ist sehr lang und mineralisch, und darin liegt eine gewisse Frische, die an Meeresluft erinnert. Zum damaligen Zeitpunkt war dies der beste von mir verkostete Silvaner.

 

 

 

Der 2009er VINZ Scheurebe (verkostet am 25.8.2013) strahlt in einem leuchtenden mittlerem Gelb mit goldgelben Reflexen. Er verfügt über eine tiefe mineralische Nase, ist kalkig-salzig (Meeresbrise), riecht weiter nach frischem Apfel mit etwas süßlicher Frucht (Banane und Süßgras). Darüber hinaus zeigt sich die Nase auch als leicht traubig, später kommt Pfirsich-Maracuja (vor allem im leeren Glas) dazu. Der Wein besitzt Fülle, ist aber gleichzeitig elegant, insgesamt sehr tief. Im Mund ist der Wein sehr cremig (in diesem heißen Jahrgang ein Markenzeichen). Der Abgang ist überaus lang und wird von mineralischen Noten getragen. Der Wein ist komplex auf der mineralischen Seite, ohne karg zu wirken. Die Säure ist ausbalanciert, am zweiten Tag kommen Briochearomen, Banane, Vanille, später würziges Brioche (pain d'épices) hinzu. Im Abgang zeigt sich beim Nachschmecken Stachelbeere. Diesen Wein habe ich als einen der besten von mir verkosteten Weißweine in Erinnerung.

 

 

 

 

Der 2010er VINZ Silvaner (verkostet am 29.8.2014) ist hellgelb. In der Nase findet man Mango, Zitrusfrüchte (Orange, Zitrone) und eine kalkige Mineralität (typisch für den Stettener Stein). Der Wein hat jahrgangstypsich eine frische Säure, zeigt später Traubenschalen, Ananas, Papaya, weitet sich mit der Zeit auf. Er ist anfangs schwer zu fassen, spannend, im Abgang überaus mineralisch. Der Mund wird von Mango dominiert, später zeigen sich Vanilletöne. Danach tendiert der Wein zum Rauchig-Kräutrigen, noch später kommen Banane und Nektarine hinzu. Die Nase ist einfach betörend-elegant und komplex. Im Eichelmann wird der Wein als bester Silvaner des Jahrgangs ausgezeichnet.

 

 

 

Der 2011er VINZ Silvaner (verkostet am 4.9.2015) hat eine zitronengelbe Farbe mit grünlichen Reflexen. In der Nase zeigen sich zuerst Grapefruit, Zitrone mit kräutrigen Nuancen, beim Schwenken wirkt der Wein sehr elegant nach vollreifer Ananas und Pfirsich. Die typisch kalkige Mineralität kommt hoch, später auch Kokos und Mandeln. Im Mund weist der Wein eine seidig-rassige Säure auf. Der Abgang ist überaus lang. Am leeren Glas riecht man Maracuja.

 

 

 

Der 2011er VINZ Scheurebe (verkostet am 28.10.2016) kleidet sich in eine hellgelbe Robe. In der Nase hat er eine rieslingartig schwebende Eleganz nach Weinbergspfirsichen und Zitrusfrüchten. Die kalkige Mineralität ist immens. Später kommen Mango und Kiwi, auch etwas Ananas hinzu. Der Wein wirkt auch leicht kräutrig. Im Mund ist er gleichzeitig seidig und vital, er verfügt immer noch über belebende Kohlensäure, scheint kein Alter zu haben. Diese überragende Jugend ist schlicht sensationell. Der Abgang zeigt sich säuregetragen.

 

 

 

Speziell der letzte Wein beweist, wie sehr die VINZ-Weine von der Flaschenlagerung profitieren. Die Weine scheinen sich selbst zu überflügeln.

 

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