Domaine de l'Arjolle Paradoxe

Jacques' Perle

 

 

Es gibt manche Weingeschäfte, um die ich einen großen Bogen mache. Die Kette Jacques' Weindepot gehört definitiv dazu, kosten ihre Weine zwar wenig Geld, schmecken aber auch so... Leider bekam ich einen Gutschein für eben dieses Weingeschäft geschenkt. Bei meinem Besuch in der Freiburger Filiale wurde ich buchstäblich mit Samthandschuhen angefasst. Nach ein bisschen Geplänkel wurde mir von dem Verkäufer das zweifelhafte Kompliment gemacht: „Sie kennen sich also schon ein bisschen aus mit Wein.“ Aus seinem Mund klang das so, als ob dies auf das Gros seiner Kundschaft nicht zuträfe... Letzten Endes kaufte ich ein paar Flaschen aus dem sogenannten „Premium“-Bereich, darunter auch den hier zu besprechenden Wein:

 

 

 

 

Der als „Paradoxe“ betitelte Weißwein von der Domaine de l'Arjolle (Kostenpunkt: 17,50 €) kommt aus den mir bisher unbekannten Côtes de Thongue, die im Languedoc-Roussillon (Département Hérault) liegen. Der Wein aus dem Jahrgang 2011 wurde aus 60 % Viognier und 40 % Sauvignon blanc cuvetiert und für 10 Monate in neuer französischer Eiche ausgebaut. Außerdem ist dem Rückenetikett der eigenwillig geformten Flasche zu entnehmen, dass die Reben aus nachhaltigem Anbau (Terra Vitis) stammen. Doch nun zur Weinbeschreibung: Der Wein zeigt sich in auffallend dunklem Gelb, die Nase macht mir verständlich, warum mich der Verkäufer vom Kauf dieses Weines abhalten wollte – sie ist nämlich sehr eigen. Zunächst ist – trotz der aromatischen Rebsorten, aus denen der Wein gekeltert wurde – Frucht Fehlanzeige. Als erster Eindruck kommt einem Mandel entgegen, aber nicht die marzipanhafte Bittermandel, sondern frisch aus der Schale gebrochene Mandel. Dann verspürt man Korinthen, kross gebackenes Brioche und Waldhonig. Mit Luft gewinnt der Wein, wird ergänzt durch Mahagoniholz und Staudensellerie. Das ist schon alles sehr speziell, da auf Tertiäraromatik getrimmt. Dann kommt zum Schluss doch noch etwas Frucht in Form von getrockneter Mango, auch getrocknete Kräuter sind zu vernehmen. Im Mund ist der Wein seidig und lässt mit einem hochinteressanten Säurekick im langen Abgang einen bleibenden Eindruck. Alles in allem haben wir hier mit einem Wein zu tun, der sehr vom Barrique geprägt wurde, was gar nicht negativ sein soll – ganz im Gegenteil, es macht den Wein interessant und lässt aufhorchen, bei der Provenienz hätte man mit so etwas nicht gerechnet. Im „oberen“ Preissegment hat also auch Jacques' Weindepot etwas zu bieten!

 

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