Jahrgangspräsentation Ludwig Knoll

Gutes altes Franken

 

Am 1. Mai findet traditionell die Jahrgangsverkostung des Weinguts am Stein, unter Leitung der Familie Ludwig Knoll, in Würzburg statt. Das Weingut gibt sich mittlerweile ultramodern mit einem neuen Keller, dem sogenannten Steinkeller, der mit Betoneiern und vergrabenen Amphoren bestückt ist – Ludwig Knoll lebt die Biodynamie.

 

 

 

 

Eine gute Weinprobe, so sagt man, fängt immer mit einem guten Schaumwein an. In diesem Sinne war der Einstieg dreimal so gut, denn Ludwig Knoll verfügt über ein Triumvirat dreier exzellenter Sekte, die – natürlich – nach dem Champagnerverfahren hergestellt sind. In die Welt der Schaumweine entführte uns der jüngste Knollspross, der 16-jährige Vinzenz, Namensgeber der VINZ-Linie: Der 2013er Silvaner brut (18 €) duftet traubig-muskatig, punktet mit jeder Menge süßlicher, ausdrucksstarker Frucht. Im Gegensatz dazu gibt sich der 2014er Grauburgunder brut (20 €) sehr mineralisch, die Frucht in Form von feinen Fliedernoten ist dezent-elegant. Dann kommt schließlich die Pinot Cuvée Rosé extra brut (25 €), die sich verführerisch-herb präsentiert und jede Menge kräutrige Mineralität mitbringt.

 

 

 

Die Gutsweine habe ich angesichts der begrenzten Zeit nicht probieren können, von ihnen weiß ich allerdings, dass sie – weiß, rosé und rot – Jahr für Jahr einen trinkfreudigen Eintieg in Ludwig Knolls Sortiment bieten.

 

 

 

Ludwig Knolls Ortsweine aus dem Jahrgang 2016 kosten jeder 10 € und decken die traditionellen Rebsorten ab: Der Randersacker Silvaner duftet nach knackigem Apfel und etwas Zitrusfrüchten, während der Würzburg Silvaner sich eher verschlossener, mineralischer, ja muskulöser zeigt. Der Stetten Riesling ist für mich der gelungenste der Ortsweine, er bringt weißen Pfirsich und eine schöne Blütenaromatik mit. Der Stetten Grauburgunder riecht nach Apfel und leicht nach weißen Blüten. Der Stetten Scheurebe feinherb hat die für die Rebsorte typische Holunderblütenaromatik. Dahingegen finde ich den nach Apfelschale duftenden Randersacker Riesling feinherb am schwächsten – die Restsüße will sich irgendwie nicht richtig integrieren.

 

 

 

Die Erste-Lage-Weine – Ludwig Knoll hat das System des VDP minutiös umgesetzt – stammen ebenfalls schon aus dem sich als finessenreich herausstellenden Jahrgang 2016 und kosten jeweils 15 €: Der Würzburger Stein Silvaner verfügt über eine schön definierte Mineralik, die in Richtung Asche und Stahl geht. Sein Pendant aus der Würzburger Inneren Leiste gibt sich zwar sehr verschlossen, ist aber auch kräutrig und zeigt alles in allem mehr Profil. Der Riesling aus der gleichen Lage ist sehr vegetal im Duft, ebenfalls ziemlich verschlossen, doch schon jetzt beeindruckt er durch eine feine Frucht, die sich durch den Wein zieht. Der 2014er Innere Leiste Spätburgunder offenbart viel dunkle, rauchige Frucht.

 

 

 

Die MONTONIA-Linie – dort fängt der Spaß erst richtig an – ist der Tochter Antonia gewidmet und wird im kleinen Holzfass vinifiziert, allerdings auf eine Art und Weise, dass das Holz fast unbemerkt daherkommt: Der 2015er Weißburgunder (22 €) präsentiert sich sehr offen und duftig, vereinnahmt einen sofort; er duftet nach Vanille, Zitrusfrüchten, Pfirsich sowie Apfel mit leicht vegetaler Note. Der 2014er Spätburgunder (26 €) zeigt sich schön würzig-vegetabil, ein Vergleich mit dem 2008er (32 €) bestätigt, dass sich dieser mit dem Alter schön auffächert und über eine brillante Säurestruktur verfügt. Neu im Sortiment ist der 2014er Merlot (22 €), dessen pflaumig-kirschige Aromatik gewisse Feinheit zeigt.

 

 

 

Zum ersten Mal im Jahrgang 2012 wurde der Hoch 3 vinifiziert. Es handelt sich hierbei um einen alten, heruntergekommenen Weinberg im Stettener Stein, den Ludwig Knoll zusammen mit zwei Freunden auf Vordermann gebracht hat. Der 2015er Hoch 3 Silvaner duftet herrlich gelbfruchtig, ist aber gleichzeitig auch sehr mineralisch, ja fein-verspielt. Dahingegen besticht der 2015er Hoch 3 Riesling durch eine tiefe Blütennase, schön verwobene Frucht und ein tolles Säurespiel.

 

 

 

Mit einiger Spannung habe ich den 2016er VINZ Silvaner (22 €) erwartet, in den ein Teil der Amphorenweine eingeht. Der Wein riecht knackig nach Apfelschale und zeigt sich – wie befürchtet – als sehr unnahbar, ja monolithisch, wird in diesem Stadium noch zu sehr von der Phenolik bestimmt. Das Gegenteil davon ist die 2015er VINZ Scheurebe (22 €), die zum Teil im Barrique ausgebaut wurde: Der Wein besticht durch herrlich kalkige Mineralität und präsentiert sich – einiger Unkenrufe eines „fetten“ Jahrgangs 2015 zum Trotz – sehr schlank-kompakt, ja athletisch.

 

 

 

Als Krone der trockenen Weine wurden die Großen Gewächse aus dem Stettener Stein vorgestellt – und zwar zum Vergleich die eher kräftigen Jahrgänge 2015 (35 €) und 2012 (38 €): Der 2015er Riesling GG duftet nach Banane und gelbfleischigem Obst, ist straff strukturiert und verfügt über ein feines Frucht-Mineralik-Gleichgewicht. Die gereifte Version aus dem Jahrgang 2012 zeigt einen schönen Schmelz, ebenfalls gelbfleischige Früchte, aber auch gut integriertes Petrol, die Nase ist einfach herrlich duftig. Der 2015er Silvaner GG ist fast ausnahmslos mineralisch mit Noten von Asche – an der Tatsache, dass der Wein sehr definiert herüberkommt, kann man allerdings sein Alterungspotential erkennen. Das 2012er-Pendant präsentiert sich herrlich offen mit gelbfleischiger Aromatik, ist aber immer noch spritzig – das ist gereifter Silvaner in Reinform.

 

 

 

Zum Schluss gab es noch zwei edelsüße Weine: Die 2015er Randersackerer Pfülben Riesling Auslese (22 €) duftet nach reinster Maracuja mit etwas Kräutern, hat immense Strahlkraft, ist saftig und verführt mit ihrer tief gestaffelten Süße. Die Krone war dann die 2011er Stettener Stein Rieslaner Beerenauslese (49 €), die sich umgemein ölig präsentierte, trotzdem so spritzige Noten wie frischer Apfel enthielt.

 

 

 

Alles in allem präsentiert Ludwig Knoll ein Sortiment ohne Schwächen, nicht umsonst wurde er letztes Jahr im Eichelmann mit einem Preis für die beste Weißweinkollektion bedacht. Die 2012er GGs bestätigten, wie alterungsfähig Knolls trockene Weine sind. Im Restaurant Reiser's (1 Michelin-Stern), gegenüber dem Weingut, kann man selbst noch einen 2006er VINZ Silvaner auf der Weinkarte finden.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0