Stéphane Tissot

Einzigartiges Terroir im Jura

 

Das Jura ist als Weinanbaugebiet ein Thema, das entzweit: Vielen ist die oxidative Note einer Großzahl von Weinen zu viel. Doch es gibt auch reduktiv ausgebaute Weine, wie das Weingut Stéphane Tissot aus Arbois beweist: Für seinen Topwein rodete Stéphane ein Waldstück, in dem ein alter Turm stand, der Tour de Curon, von dem aus man einen Blick über ganz Arbois hat. Nachforschungen zufolge wuchs dort vor Jahrhunderten Wein. Der Wein, der im Folgenden besprochen werden soll, ist der 2006er Chardonnay Clos de la Tour de Curon (ca. 60 € ab Weingut). Reines Kalksteinterroir wie im Burgund und eine Pflanzdichte on 12.000 Stöcken pro Hektar (das ist mehr als eine Pflanze pro Quadratmeter!) bei rein biologisch-manueller Arbeitsweise versprechen einiges:

 

 

 

 

Der Wein erstrahlt in leuchtendem Goldgelb. Im Duft nimmt man vor allem Brioche und Vanille wahr, ja ziemlich punktgenau Apfeltasche. Dann kommt Mineralität ohne Ende, die Aromatik ist, wie nur bei großen Weinen, wie von einem Maler dahingetupft: Dunkles Brioche, ja sogar etwas Schwarzbrot, auch Pfirsich, Baumharz und Bienenwachs gesellen sich zu rauchigen Komponenten wie Weihrauch – wo wir schon beim Kirchlichen sind: Dieser Wein ist bereit, die höchsten Weihen zu empfangen, denn er erinnert am ehesten an einen Corton-Charlemagne. Erst später kommen Zitrusfrüchte durch, auch getrocknete Honigmelone und getrocknete Kräuter. Dieser Wein ist sehr eigenständig, der Vergleich mit anderen Chardonnays wird schwierig, am ehesten noch mit den Burgundern von der Côte d'or. Der Wein kleidet den gesamten Gaumen aus. Die Quadratur des Kreises: Bei aller Tertiäraromatik nimmt man am Gaumen die saftige Fruchtsäure eines erhabenen Rieslings wahr. Der Abgang ist dementsprechend irrelang. Ein Meditationswein!