Van Volxem

Spannung ohne Ende

 

Der Bitburgererbe Roman Niewodniczanski hat das Wiltinger Weingut Van Volxem (Saar) in die deutsche Spitze geführt. Auf der Jahrgangsverkostung begrüßte er jeden Gast mit Handschlag, was einen sofort neugierig auf seine Weine machte. Diese waren folgende:

 

 

Der 2011er 1900 Brut Riesling Sekt (26 €) versprüht eine herrliche Rieslingfrucht, zeigt aber gleichzeitig Reifenoten wie Petrol und Wachs, wobei das Mundgefühl schlicht grandios ist. Die weiteren Weine stammen, soweit nicht anders vermerkt, aus dem Jahrgang 2016. Der Weißburgunder (11,90 €) duftet nach Birne und Zitronenmelisse und ist sehr steinig – ach, wenn doch alle Weißburgunder so wären! Der Windvogt Weißburgunder (26 €) ist teilweise im Barrique ausgebaut worden, eine gewisse Kaiserstuhlaffinität ist nicht zu leugnen, wobei der Wein aber insgesamt karger, ja burgundischer ausfällt. Der Schiefer Riesling (9,90 €) ist schon ziemlich individuell: In der Nase verspürt man zerdrückte Traubenkerne, Pfirsich und Zitrusfrüchte, auch einiges an Mineralität. Der Wein ist saftig, schlank und elegant. Der Saar Riesling (12,60 €) duftet mehr nach Pfirsich, Nuss und Noten aus der Spontanvergärung, später auch nach vegetabilen Noten. Im Wiltinger Riesling (13,90 €) kommt die Spontanvergärung noch mehr ans Licht, man verspürt weiße Blüten in der Nase, der Aufbau ist dabei sehr klar. Der Alte Reben Riesling (16,90 €) schließlich punktet durch seine edle Saftigkeit, zeigt Tiefe, duftet intensiv nach weißfleischigem Pfirsich und kleidet den Mund aus. Dieser Wein ist für mich das Idealbild eines Rieslings.

 

 

Kommen wir nun zu den drei Riesling Großen Gewächsen: Der Goldberg (26 €) besticht in der Nase durch Pilze, Nüsse, Spontanvergärungsnoten, verbranntem Gummi, Frischkäse und Melisse. Die Tiefe dieses Weins ist beträchtlich, die Säure markant. Dahingegen ist der Scharzhofberger (28 €) saftiger, die Säure ebenfalls markant. Der Volz (28 €) überrascht durch Noten, die ich am ehesten mit der Haut grüner Stachelbeeren beschreiben möchte, dazu kommen Pfirsich sowie Kirschkerne; der Wein ist elegant und herrlich tief. Die nächsten drei Rieslinge stammen aus Großen Lagen, werden aber nicht als Große Gewächse deklariert, da sie in manchen Jahren (nicht so 2016!) etwas zu viel Restsüße mitbringen: Der Altenberg Alte Reben (39 €) duftet viel nach Pfirsich, dem Leitaroma des Rieslings, man verpürt auch viel Mineralität und feine weiße Blüten, die Restsüße ist ganz zart. Von extremer Saftigkeit ist der Scharzhofberger Pergentskopp (39 €); er riecht nach Blüten und Schafgarbe und ist extrem mineralisch (verbranntes Gummi); die Restsüße ist noch geringer als im Altenberg. Für mich der beste Wein, den Van Volxem zu bieten hat, ist der Gottesfuß Alte Reben (39 €), dessen Rebmaterial bis zu 120 Jahre alt, d. h. wurzelecht ist. Der Wein versprüht eine herrlich fruchtige Duftorgie, er besticht durch eine sehr elegant eingefügte Mineralität, die wieder in Richtung verbranntes Gummi geht. In der Nase vernimmt man Aprikose und vegetabile Noten; der Wein ist in seiner Dichte fast dramatisch, trotzdem sehr definiert; trotz der leichten Restsüße ist die Säure nur als klirrend zu beschreiben.

 

 

Kommen wir nun zu den restsüßen Rieslingen: Der feinherbe Riesling VV (9,90 €) ist frisch, leicht vegetabil; die gute Säure trägt dazu bei, dass der Wein trotz Restsüße sehr animierend ist. Ebenfalls feinherb ist der Rotschiefer Kabinett (12,60 €), er bringt eine schöne Mineralität mit, duftet nach weißen Blüten und auch etwas Asche. Schön saftig ist der Ritterpfad Kabinett Große Lage (14,90 €), er ist ebenfalls mineralisch und zeigt schöne Briochenoten. Die Bockstein Spätlese Große Lage (19,90 €) ist herrlich definiert, verfügt über gute Substanz und grandiose Säure, einem Charakteristikum der Saarweine. Fehlt nur noch die Altenberg Auslese (28 € für die halbe Flasche), welche nach Zitrusfrüchten duftet, gleichzeitig aber sehr steinig herüberkommt. Darüber hinaus besticht sie durch herrliche getrocknete Kräuter und Heu, verfügt über ein tolles Süße-Säure-Spiel.

 

 

Eine Spezialität der Jahrgangspräsentation war die Verkostung älterer Weine. Kommen wir zuerst zu den 2014ern: Der Windvogt Weißburgunder zeigt ganz klar, warum er seinen Preis wert ist; er besticht durch edle Honignoten, Nüsse und Rosinen – ein herrlich gereiftes Exemplar! Der Schiefer Riesling ist ebenfalls perfekt gereift, verfügt über reichlich kernige Frucht und eine markante Säure. Den Saar Riesling kann man nur als pfeffrig beschreiben. Dahingegen ist das Scharzhofberger GG sehr elegant und nussig-petrolig. Primus inter pares ist der Gottesfuß, der herrlich steinig herüberkommt und nach alten Staudengewächsen duftet, wobei er im Mund sehr säurereich ist.

 

 

Fehlen noch die 2015er: Der Saar Riesling präsentiert sich als schön straff strukturiert, im Mund als sehr mineralisch. Auch der Alte Reben Riesling verfügt über eine ähnliche Struktur, er ist gebirgsklar, duftet nach Zitronenhonig und hat eine tolle Säure. Den 1. Preis in der Rubrik „Feinherbe Rieslinge“ des von der Zeitschrift Vinum ausgeschriebenen Wettbewerbs hat der Rotschiefer Kabinett belegt. Er besticht durch ein tolles Parfum, ist fruchtig und trotzdem spannend, von nahezu genialer Balance. Ein bisschen weniger Balance bringt der Ritterpfad Kabinett mit: Er ist in der Nase zitronig, klar und verfügt über eine gute Säure.

 

 

Van Volxem besitzt ein Sortiment, bei dem ich von wirklich jedem einzelnen Wein begeistert bin. Das alle Weine verbindende Element ist hierbei die den Weinen innewohnende Spannung: Nie ist man gelangweilt, immer entdeckt man neue Geschmacksnoten!