Dönnhoff

Große Nahe

 

 

Das Weingut Dönnhoff liegt klar an der Spitze der Nahe. Durch die Probe führte uns Helmut Dönnhoff selbst. Er zauberte auch ein paar interessante Wahrheiten aus dem Hut wie „Riesling braucht Licht, keine Wärme“ oder „Nur 1 % der wilden Hefen stammen aus dem Weinberg“. Im Keller hat er keine Patentrezepte, jeder Wein wird mit der gleichen Akribie und Sorgfalt ausgebaut.

 

 

 

 

Zuerst widmeten wir uns den Rieslingen: Wir fingen an mit dem 2016er Dönnhoff Riesling (9,60 €), dem Gutsriesling, der schon sehr zugänglich war und nach Apfel und Pfirsich duftete. Ein weiterer Gutswein, aber schon mit mehr Anspruch, war der 2016er Tonschiefer (12,80 €). Er roch ebenfalls nach Apfel, jetzt aber mit viel mineralischem Zug, wie er typisch für die Nahe ist, leicht aschig wirkend, dann kamen leichte grasige Obertöne und etwas gelbe Pflaume hinzu. Im Mund war der Wein ziemlich saftig, aber leider auch etwas durchschnittlich. Der 2016er Kreuznacher Kahlenberg (17,50 €) war etwas verschlossen, zeigte sich aber sehr mineralisch, kernig und saftig-geschmeidig. Im Mund traf man dann auf eine wunderbar sanfte Frucht. Um zu sehen, wie sich seine Rieslinge mit dem Alter verändern, schenkte uns Herr Dönnhoff einen 2003er Kreuznacher Kahlenberg ein: Der Wein, der für sein Alter überraschend hell war, roch nach saftiger Ananas, war nur leicht petrolig, dann kam etwas Nuss hinzu. Obwohl man für einen 2003er eine Kraftbombe erwartet hatte, zeigte sich der Wein voll anmutigem Ausdruck. Weiter ging es mit dem 2016er Roxheimer Höllenpfad (19,50 €): Was war das für ein Qualitätssprung! Der Wein war noch kerniger als der Kahlenberg, in der Nase offenbarte er zerdrückte Traubenkerne, etwas Speck, viel helle Frucht, grünen Spargel und Sägemehl; im Mund war er ausgesprochen geschmeidig – ein unheimlich komplexer Wein. Sehnsüchtig hatten wir auf die Großen Gewächse gewartet – den Anfang machte das 2016er Felsentürmchen (34 €): Der Wein zeigte sich sehr mineralisch-karg, außerdem vernahm man Noten von Apfel und Birne, ja eher Birnengehäuse; insgesamt war der Wein, wie man es von einem Erzeugnis dieser Qualitätsstufe erwartet, sehr ausbalanciert. Dann präsentierte uns Herr Dönnhoff eine Dreiervertikale aus der hochbewerteten Großen Lage Niederhäuser Hermannshöhle: Den Anfang machte der 2016er (44 €), der zwar noch verschlossen war, doch schon herrlich filigran daherkam, aber auch etwas schöne Frucht konnte man vernehmen. Insgesamt handelte es sich um einen sehr puristischen Wein, der im Mund geschmeidig und von einer leichten Kohlensäure geprägt war. Das 2012er-Pendant präsentierte sich ebenfalls klar und sauber definiert, zeigte etwas Baumharz – ja, das war Riesling in Reinform! Grandios wurde es, als die trockene 1994er Spätlese aus der Hermannshöhle kredenzt wurde: Von goldgelber Farbe, kam man aus dem Staunen kaum heraus, ich notierte in der Nase Grenadine, Walnuss, Bienenwachs, Quitte, frischen Toast, Orangeschale, Ingwer und Tannenhonig. Im Mund präsentierte sich der Wein viskos mit einer präsenten, aber trotzdem weichen Säure – ein Rieslinggigant! Um etwas herunterzukommen, folgte der 2016er Dönnhoff Weißburgunder (10,50 €), der überraschend blumig daherkam. Die von Birne dominierte Frucht fand ich sehr interessant, kein Vergleich zu den badischen Weißburgundern; klimatisch verständlich, war der Wein sehr säurebetont. Der nachfolgende 2016er Weißburgunder -S- (19,50 €) war sehr mineralisch-aschig, ebenfalls säurebetont, ja ziemlich eigen, er braucht wohl noch Zeit. Nun war ein guter Zeitpunkt für die restsüßen Rieslinge: Der 2016er Oberhäuser Leistenberg Kabinett (12,80 €) duftete nach weißem Spargel, zeigte dezente Frucht und gute Säure bei hoher Süße – perfekt als Erfrischung nach einem reichhaltigen Essen! Nun fehlte noch die 2016er Oberhäuser Brücke Spätlese (23,80 €) – eine Monopollage. Der Wein fühlte sich paradoxerweise übertrieben trocken an, offenbarte dann im Mund aber das erwartete tolle Süße-Säure-Spiel. Das 1994er gereifte Gegenstück präsentierte sich karamellartig, zeigte Noten von getrockneter Aprikose und Ananas, ja, wurde von einer tollen Säure getragen. Hier wurde deutlich, was Helmut Dönnhoff damit meinte, wenn er behauptete, restsüße Weine würden mit dem Alter trockener.

 

 

 

Herr Dönnhoff präsentierte uns nicht nur ein fehlerloses Sortiment des aktuellen Jahrgangs 2016, ja, er konnte uns auch davon überzeugen, wie langlebig seine Weine sind – chapeau!