Gut Hermannsberg

Aus alt mach neu

 

 

Das Gut Hermannsberg, seit 2010 in Privatbesitz, ist als Gründungsmitglied des VDP ein traditionsreiches Weingut. Als eines der wenigen besitzt man nur Große Lagen, insgesamt 30 Hektar. Der kupferne Adler ist zur Leitfigur geworden.

 

 

 

Gestartet haben wir mit einem Blanc de Blancs Sekt (14,90 €), der zu 90 % aus Weißburgunder und zu 10 % aus Chardonnay bestand, allerdings eher durchschnittlich schmeckte. Dennoch verfügte er über eine gute Frische, eine ganz leichte Nussnote sowie im Mund einen angenehmen Druck. Der 2016er Just Riesling (9,50 €) duftete nach Apfel und Birne, zeichnete sich mit seiner schönen Mineralität sofort als Naheriesling aus, daran änderte auch ein leichter Restzucker nichts.

 

 

 

Dann folgten vier Rieslingortsweine (jeweils 14,50 €): Der 2014er Niederhäuser überzeugte mit seiner dunklen Aromatik aus Schwarzbrot, Grissini, etwas Petrol und Reneklauden bei sehr geschmeidigem, runden Mund. Der 2015er Vom Schiefer verfügte über eine elegante Reife, zeigte sich harzig-holzig mit leichtem Vanilleschmelz und etwas Asche, wobei der Restzucker doch deutlich war. Der aktuelle 2016er Vom Schiefer war schön kräutrig, duftete nach Thymian und anderen getrockneten Kräutern, brachte auch jede Menge Mineralität mit und war geschmeidig im Mund. Auf einer anderen Bodenart ist der 2016er Vom Vulkan gewachsen. Er ist heller in der Farbe, was sich auch auf die Nase auswirkt, die von hellerer, klarerer Frucht (saftiger Apfel) geprägt ist. Im Mund ist der Wein erfrischend, ja prickelnd.

 

 

 

Es schlossen sich die Selektionsweine an (jeweils 19,90 €): Der 2016er Weißer Burgunder „Halbstück“ bestach durch Mineralität von verbranntem Gummi, ja ist staubig-trocken, von kristalliner Reinheit, bei absolut null Frucht. Im Mund ist der Wein rund und verfügt über eine tolle Säure. Von dem 2014er Steinterrassen Riesling würde mancher behaupten, er stinke, doch ich fand ihn einfach faszinierend mit seinen Noten von Teer, Gummi, Muskatnuss und Klebstoff – was aber nicht negativ gemeint ist, der Wein ist einfach eigen. Der 2016er Steinterrassen Riesling duftete hingegen nach Thymian und Pfirsich, zeigte vollmundige, charmante Frucht, leichte Traube und etwas Curry im Stile eines Juraweins.

 

 

 

 

Als Höhepunkt der Verkostung kann man die folgenden fünf Großen Gewächse vom Riesling betrachten: Der 2016er Steinberg (26 €) vefügte über viel klare Frucht (Mandarine und Grapefruit), aber auch kräutrige und aschige Aspekte. Dahingegen war der 2016er Rotenberg (26 €) sehr mineralisch-birnig mit heller Frucht und ganz dezenter Honignote ausgestattet sowie im Mund einer schönen Säure. Ein Jahr zurückgehalten wurden drei GGs: Der 2015er Hermannsberg (42 €) war geprägt von Bittermandel, kaum Petrol, etwas Anis, kompakt gewirkt. Sehr ähnlich war die 2015er Kupfergrube (48 €), sehr kompakt-kräftig, im zweiten Durchgang zugänglicher, aber auch steiniger als der Hermannsberg. Der 2015er Bastei (45 €) duftete leicht nach Baumharz, tiefer petroliger Mineralität, Gewürzkuchen sowie auch staubiger Mineralität. Für mich ist dieser Wein, ein wahrer – im Mund geschmeidiger – Modellathlet das stärkste GG des Weinguts.

 

 

 

Zum Abschluss gab es die restsüßen Rieslinge: Der 2015er Riesling feinherb (9,50 €) war Williamsbirne pur, mit einer leichten Schnapsnote, nicht mein Ding. Wesentlich besser gefiel mir der 2016er Riesling Kabinett (11,50 €) mit seinem leichten Pilzgeruch sowie in der Nase Pfirsich und Ananas. Der Wein war gleichzeitig einfach und von verblüffender Eleganz. Fehlten noch die Spätlesen: Die 2016er Steinberg Spätlese (15,50 €) war sehr klar, kräutrig, mit leichter Honignote, ganz zart vegetabil, auch nach Pilz, wobei der Mund sehr geschmeidig war. Dahingegen war die 2016er Rotenberg Spätlese (15,50 €) fruchtiger, nach Apfel, Kiwi und etwas Pilzen duftend, tief gestaffelt und mineralisch-straff.

 

 

 

Es ist überraschend, wie viel das Gut Hermannsberg aus seinen Lagen herausholt: Es ist wirklich für jeden etwas dabei.