Champagner auf der Prowein

Noch mehr Champagner

 

 

In Straßburg hatte ich einige Champagner probiert, da ich diese Weine als einzigartig erachte. Dies habe ich auf der Prowein in Düsseldorf, in der es einen eigenen Bereich für Champagner gab, fortgesetzt:

 

 

Mein erster Betrieb war Roland Champion: Sein Einstiegschampagner Cuvée d'Aramis (70 % Pinot Meunier) ist buttrig, frisch, guter Durchschnitt. Ein reinsortiger Chardonnay ist die Carte blanche, er ist sehr mineralisch, verfügt über tolle Frische und schöne Balance, ja ist ausgesprochen fein. Der 2012er Millésimé ist körnig, zurückhaltend, besticht durch cremigeren Körper nach frischer Sahne. Aus 45 Jahre alten Reben besteht der 2012er Special Club, er ist sehr fein, verfügt über tolle Balance und duftet nach geröstetem Brioche. Der Rosé ist verführerisch, schwelgt in Erdbeer- und Blaubeernoten, besticht durch seine schöne Cremigkeit wie eine erfrischende Sommertorte.

 

 

Weiter ging es mit Loriot-Pagel, einem Betrieb in sechster Generation: Seine Cuvée Loriot-Pagel ist ein Verschnitt aus den Jahrgängen 2011, 2012 und 2013, er duftet bizarr nach gerostetem Eisennagel, Minze sowie Butterkeks, im Mund ist er schön cremig. Der 2010er Millésimé ist dem vorhergehendem Wein sehr ähnlich, nur verfügt er über mehr Ausdruck, eine feine Perlage sowie eine interessante Limettennote. Begeistert war ich von dem 2010er Grand Cru Blanc de Blancs: Er duftete nach feiner Mirabelle, war sehr frisch, ja eine Ausgeburt an Feinheit und Grazie. Ein reinsortiger Pinot Meunier war der 2012er Special Club, in der Nase verspürte man weißen Pfeffer und eine leichte Paprikanote, der Wein bestach durch tolle Würze bei fast abwesender Frucht, dafür schöner Feinheit.

 

 

Der reinsortige Pinot Noir Brut Tradition des Weinguts Rémy Massin verführte durch feine Johannisbeere, Bachmineralik und Minze – ich war überrascht, es mit keinem Rosé zu tun gehabt zu haben. Der Pinot Noir sans dosage kam sehr direkt herüber, dabei trotzdem fein, mit leichter Note nach sommerlichem Hugo. Über und über nach Ananas duftete der 2013er L'intégrale, auch rote Johannisbeeren kamen hinzu, eine Quadratur des Kreises: die Mischung aus toller Perlage, Cremigkeit, aber auch Mineralität – eine auf heißem Stein servierte Piña Colada! Den Abschluss machte der 2011er Special Club, der viel Struktur mitbrachte, allerdings sehr zurückhaltend wirkte, obwohl mit feiner Würze und genialer Balance, vor allem im Mund, gesegnet.

 

 

Nichts mit dem großen Bordeauxgut zu tun hatte das Unternehmen Palmer & Co.: Überaus süffig und mit viel Zitrusfrucht kam der Brut Réserve herüber. Der Extra Réserve, sechs Jahre auf der Hefe gelagert, hatte mehr Briochenoten, zeigte leichte Reife. Der Rosé, aus einer 35 Jahre alten Solera, hatte definitiv Charakter, ja war leicht schwebend und hatte Nachhall. Fein und schlank, eben zurückhaltend, und ein gewisses Alter verratend war der Blanc de Blancs. Zu gleichen Teilen aus Pinot Noir und Pinot Meunier bestand der Blanc de Noirs, der mit herrlich schwebendem Ausdruck daherkam, nach Nuss und Bohnerwachs duftete. Der acht Jahre gereifte und aus gleichen Teilen Pinot Noir und Chardonnay bestehende 2009er Millésimé war einfach nur verführerisch, verfügte über die Frische von gerade gepflückten Trauben, zeigte dunkle Reifenoten und schier genialen Ausdruck.

 

 

Einer meiner Lieblinge war das Weingut Sanchez-Le Guédard: Schon die Cuvée Nature (ohne Dosage) duftete nach Birne, war sehr ausdrucksvoll, mineralisch und gleichzeitig frisch. Die Sélection brut war mir etwas zu frisch, etwas zu indifferent – dies wurde allerdings im Mund relativiert, welcher viel Finesse mitbrachte. Alles ausgleichend war die Grande Réserve, die sehr reichhaltig und reif war, Gourmandise pur; neben etwas Schafgarbe verspürt man körnige Frucht und Brioche. Der 2011er Special Club kommt herrlich reif daher, aber auch pflanzlich, er ist terroirtypisch – wer kennt nicht den Clos Sainte-Hélène, von dessen 0,5-Hektar-Parzelle der Wein kommt? – ja, er bringt Charakter ohne Ende mit. Der Rosé de Saignée (ein reinsortiger Pinot Noir) ist am Anfang sehr zurückhaltend, verfügt aber über tolle pflanzliche Noten, dann kommen Rhabarber, Vanille, Erdbeer und Rose bei einem überaus geschmeidigen Mund.

 

 

Auch nicht von schlechten Eltern ist Charles Collin: Sein Extra Brut zeigte wunderschöne Reife bei tollen Briochenoten; über weniger Kanten und weniger Reichhaltigkeit verfügte der Brut. Verführerisch nach roten Johannisbeeren duftend und Struktur ohne Ende zeigend, ist der Blanc de Noirs. Der Charles (zu 80 % aus Chardonnay bestehend) ist ein tiefer, würziger, ja nuancierter, leicht vegetabiler Wein. Die im Barrique ausgebaute Cuvée La belle Gabrielle besticht durch tolle Würze, eine tolle Zitrusnote, ja hat viel Charakter. Der Topwein von Charles Collin, wenn nicht der ganzen Prowein, war der 2008er Blanc de Blancs, der geniale Würze und Reife miteinander verband. Auch der Rosé war verführerisch, schwebend leicht, trotzdem zurückhaltend. Noch einen Tick besser war der Charles Rosé, er zeigte sich fein, nuanciert, schwebend mit entzückenden Rhabarbernoten.

 

 

Es ist kaum zu glauben, aber die rein zufällig angesteuerten Champagnergüter hatten nicht einen einzigen schwachen Wein in ihrem Portfolio. Dies zeigt, was für einen hohen Standard die Weine aus der Champagne auch außerhalb der großen Häuser haben.