R de la Grange - Fortsetzung

Muscadet einmal anders

 

Die Domaine R de la Grange ist ein Top-Muscadet-Produzent, das sollte eine meiner letzten Rezensionen gezeigt haben. Als ich erfahren habe, dass sie eine neue Cuvée auf die Beine gestellt haben, die darin bestehen sollte, einen Muscadet in Holz zu baden, habe ich mir gedacht: Wer zum Teufel braucht denn sowas?! Gerade so filigran fruchtige und mineralische Weine wie aus dem Muscadet, so dachte ich, würden vom Holz vollkommen erschlagen – wer würde denn zum Beispiel daran denken, einen Riesling ins Barrique zu schicken?! Doch ich ließ mich gerne eines Besseren belehren. Der hellgelbe Wein mit goldenen Reflexen, der 2012er Cuvée du Chêne (11,20 €), mutete zuerst wie ein Burgunder an: die feine Zitrusfrucht, besonders Limettenabrieb, eines Puligy-Montrachet, die an Kaffee, etwas Kakao und frisches Brioche erinnernden Röstaromen eines Meursault. Doch dann kam die für Muscadet typische Mineralität: jede Menge Torf, etwas Schwimmbad, dann Seesand und Algen, Eisenspäne, ja auch nasser Stein eines Gebirgsbachs. Als begleitende Gerichte hatte meine Frau zweierlei vom Spargel vorbereitet: gebratener grüner Spargel mit Reis-Tomaten-Rosinen-Cashew-Talern, dann weißen Spargel an Lachsfilet mit Erdäpfeln und holländischer Sauce. Im Wein konnte man tatsächlich vegetabile Noten von grünem Spargel und Basilikum wahrnehmen, und die Röstaromen harmonierten perfekt mit den Aromen, die beim Braten entstehen. Schließlich gibt es keinen besseren Wein zum Fisch als den Muscadet mit seinen salzigen Komponenten, und die Sauce passte zu der Cremigkeit des Weines am Gaumen. Das elegante Säurespiel wirkte darüber hinaus sehr belebend. Ich habe den Wein schon ein paarmal verkostet, und nie war er so geradlinig und präsent. Insgesamt kann ich den Winzern Rémy und Raphaël Luneau (von denen letzterer übrigens sehr gut Deutsch kann) nur das Kompliment machen: Experiment gelungen!