Das Weingut Ziereisen aus dem Markgräfler Land in Südbaden zählt für mich zu einer Handvoll Winzer aus Baden von Weltformat. Ob der von Hans Peter so geliebte Gutedel in allen Schattierungen, die weißen Burgundersorten, der Spätburgunder, ja sogar Syrah, man hat seine Kompetenzen auf vielerlei Weintypen verteilt. Die Weine sind erstaunlich langlebig – ich hatte mir geschworen, keinen Ziereisen-Topwein vor zehn Jahren zu öffnen, doch neulich konnte ich mich nicht mehr gedulden, und die Gelegenheit passte, und ich machte eine Flasche 2009er Rhini auf (damals noch für 22 € zu haben, dann gab es einen Preissprung auf 34 €, als Hans Peter realisierte, wie viel Potential in diesem Wein steckt). Die Farbe des Weines war ein durchscheinendes Kirschrot. In der Nase war er zuerst sehr puristisch-burgundisch, duftete nach Sauerkirsche und etwas Erdbeere, aber beide fein dosiert, dann kam Brioche, so zart, so verführerisch; schließlich Thymian und Espresso, fein gestupft, im Abgang auch zarter Rhabarber. Die Säure war lebhaft, man vermutete darin keinesfalls einen so warmen Jahrgang wie 2009. Doch bei höherer Temperatur kommt mehr Erdbeere zum Vorschein, der Wein ist deutscher, wollüstiger, mehr 2009. Denn nun kommen Schokolade – besonders im Abgang – sowie Nussnugat, etwas frisch geschnittener Speck, rote Johannisbeere, auch ist der Wein leicht schwarzfruchtig (Brombeere, aber vor allem schwarze Johannisbeere). Ein Tick Soja- und Bratensauce erinnern mich an Jacob Duijns Spätburgunder. Der Rhini ist herrlich verschwenderisch, doch immer rollt puristische Sauerkirsche hoch, später zeigt sich etwas Orangenabrieb und Noten von Unterholz sowie zerdrückte Himbeere à la Grenache. Der Wein kommt ganz ohne Mineralität aus, zeigt dabei aber nicht minder Herkunft. Am Ende wird der Wein wieder puristischer, er ist nicht monumental – sofern man dies von einem Spätburgunder überhaupt erwarten sollte –, sondern einfach köstlich, er hat kein Alter, wird in den kommenden Jahren sicher noch zulegen.