Kreydenweiss

Weihnachten das ganze Jahr über

 

Dass der Biodynamiker Marc Kreydenweiss aus Andlau zur Elite des Elsass' zählt, braucht man niemandem zu erzählen. Paradoxerweise wurde mir der 2011er Clos du Val d'Éléon (eine Cuvée aus Riesling und Pinot gris, ca. 18 €), der hier besprochen werden soll, von jemandem geschenkt, dem er nicht gefiel – wobei ich immer noch nicht verstehe warum. Der Wein präsentiert sich in sattem Altgold mit orangenen Reflexen. Die Aromen, die einem entgegen kommen, erinnern sofort an die Adventszeit: Lebkuchengewürz (vor allem Kardamon, aber auch etwas Zimt), Quittenbrot, Bratapfel, Christstollen auf der gesamten Klaviatur (Kardamom, Zitronat, Orangeat, Korinthen). Dann kommen aber auch ein paar Kräuter: am Anfang Beifuß, später Kerbel, auch ganz leichte Lakritznoten und Salzkaramell. Was für ein kristallklarer Aufbau! Dabei hat der Wein im Mund eine animierende Säure – immer wieder diese Frische, die ein langes Leben verheißt! Dann kommt eine süßliche Rauchigkeit eines Islay-Single-Malt-Whiskys, eine feine Würzigkeit eines alten Armagnacs, außerdem Baumharz, man fühlt sich durch einen feuchten Keller gehen. Der Wein zieht Speichel, macht Lust auf mehr, im elend langen Abgang kommt etwas Dörraprikose durch, noch im letzten Schluck vernimmt man diese nicht enden wollende Aromasymphonie...