Vignobles Levet

Terroir am Limit

 

Aus der Appellation Côtie-Rôtie an der nördlichen Rhône kommen meiner Meinung nach – zusammen mit Hermitage vielleicht – die puristischsten Syrahs der Welt (obwohl es auch erlaubt ist, die Weine mit etwas Viognier – eine Weißweinsorte! – aufzupeppen). Die Weine sind dementsprechend gesucht und hochpreisig. Doch es lassen sich auch traditionsreiche Familienunternehmen finden, die dem Kaufdruck der großen Kellereien standgehalten haben. Dazu gehören die Vignobles Levet, die auch regelmäßig auf der Straßburger Weinmesse sind. Ihr 2009er Maestria (25 €) soll hier besprochen werden. Eines vorweg: Ich habe den Wein 10 Stunden vor Genuss dekantiert, und das sollte man in diesem Altersstadium definitiv tun – oder eben noch 10 Jahre warten... Der Wein funkelt rubinrot ohne Altersaufhellung, ja ist fast blickdicht. Der Auftakt ist typisch Syrah: Teer, verbranntes Fleisch, leicht animalische Noten, Bitterschokolade. Doch die Tertiärnoten sind auch unterlegt mit herrlich weicher Frucht: Waldfrucht (vor allem wilde Heidelbeere und Brombeere), dann Maulbeere, ganz zart im Abgang Kirsche und etwas Erdbeere. Im Mund offenbart sich enorme Substanz, aber auch eine klare Struktur, es kommen nachverlangende, aber trotzdem seidige Tannine zum Vorschein. Schließlich kommen die für Côte-Rôtie typischen wilden Unterholznoten herauf, auch Cassis, Holunderbeeren, Eisenspäne, Preiselbeere, unterlegt von einer schönen Pfeffrigkeit. Zuletzt möchte ich Hugh Johnson und Jancis Robinson („Der Weinatlas“) zitieren, deren Statement bei diesem Wein voll zum Tragen kommt: „Wer ihn [den Côte-Rôtie] entdeckte, den erstaunte er mit seiner weichfruchtigen Finesse voll südlicher Wärme, aber auch mit zarten, von festem Tannin gestützten Geschmacksnuancen, in denen er eher einem großen Burgunder glich.“