Weine ohne Schwefelzusatz

Schwefelfrei durch den Wein

 

Mit der folgenden Probe habe ich mir einen kleinen Traum erfüllt, nämlich Weine ohne Schwefelzusatz (ganz schwefelfreie Weine gibt es nicht!) in einem größeren Zusammenhang zu behandeln.

Es fing an mit einem (jahrgangslosen) Rosésekt von Strohmeier aus der Steiermark (25,50 €; Rebsorte: Blauer Wildbacher). Dieser rosé-bernsteinfarbene Wein präsentierte sich wild, ja ursprünglich: Sauerteigbrot, dunkles Brioche und Zitronat kommen einem in den Sinn, flankiert von Currynoten und rauchig-pfeffrigen Nuancen, auch etwas Kümmel ist dabei. Dabei wirkt der Sekt fleischig und reif (leichtes Bohnerwachs), ist mit einem langen Abgang gesegnet, hat Nachdruck, ist facettenreich; sehr viel besser kann man einen Sekt mit Wiedererkennungswert nicht machen - die weiteren Weine hatten es in diesem Sinne schwer: Der 2016er KALKUNDKIESEL von Preisinger aus dem Burgenland (15,50 €; Rebsorten: 45 % Weißburgunder, 30 % Chardonnay, 15 % Grüner Veltliner, 5 % Muskateller, 5 % Welschriesling) war von schönen Apfelnoten geprägt, wie viele Weine ohne Schwefelzusatz kam er deutlich mostig herüber, dabei elegant bleibend; die Noten von Ingwer, Asche und Staub machten diesen Wein interessant, der saftig und von guter Säure, bei leichter Harzigkeit war - für Finessetrinker ein Genuss! Wild und ebenfalls saftig wirkte der 2016er Neuburger Freyheit von Heinrich, vom Neusiedler See (19,90 €; Rebsorte: Neuburger), zeigte dabei etwas mehr Fülle, bei lebendigem und überaus klarem Ausdruck. Ein Geschenk eines nicht anwesenden Mitglieds war der 2011er Riesling Rot-Murlé von Pierre Frick (ca. 15 €), der durch geniale Würze aufwartete; die exotische Aromatik erinnerte mich sofort an Weihnachten, auch die getrockneten Früchte (vor allen Dingen Melone und Ananas) und der Kastanienhonig, die man wahrnahm, gingen in diese Richtung. Der Wein ist zwar nicht ganz trocken, doch ist rundum gelungen, auch dank der mineralischen Noten, die zum Schluss durchkommen. Kontrovers wurde der 2013er Greco di Tufi T'ara rà von der Cantina Giardino aus Kampanien (22,50 €; Rebsorte: Greco di Tufi) diskutiert: Manche wollten Noten von Klebstoff erschnüffelt haben, für mich war es eher sehr konzentriertes Bananenmark. Ich erkannte in der eindrucksvollen Duftwolke sogar deutlich Tarte Tatin, rauchige Whiskynoten sowie erdige Noten. Der Wein macht schön auf, hat Anspruch, dabei enorme Länge, tolle Würze und fordernde Säure. In eine ähnliche Richtung geht der 2013er Fiano di Avellino Gaia, ebenfalls von der Cantina Giardino (24,95 €; Rebsorte: Fiano di Avellino), welcher mit ebenso vielem Bananenmark herüberkommt. Die Säure ist toll, auch Birne und Apfel sowie Grapefruit vernimmt man, der Wein wirkt auch leicht krautig. Insgesamt fehlt ihm etwas die Komplexität seines Vorgängers. Einen gelungenen Schlusspunkt unter die Weißweine setzte der Gelb No. 3 Trauben, Liebe und Zeit von Strohmeier (39,95 €; Rebsorten: 90 % Chardonnay, 10 % Sauvignon blanc, ein Jahrgangsverschnitt): Er begeisterte mit tollen Pfirsich-Maracuja-Noten, tiefer Ananas sowie Salzzitrone - ein Wein von puristischer Reinheit, hoch filigran, rieslingsaffin, dabei zugänglicher als die beiden Italiener.

Nun kamen die Rotweine: Der 2015er Trollinger Sine Fellbacher Ortswein von Aldinger aus Württemberg (14,10 €) ist ein positives Beispiel für diese Rebsorte, präsentiert sich krautwürzig, schön wild, ja reintönig mit Noten von Kirschkernen. Auch der 2016er Côtes du Rhône Nature von der Domaine Clos du Caillou (16,50 €: Rebsorten: 55 % Counoise, 45 % Syrah) hat eine schöne Wildheit inne, duftet nach süßer Kirsche, ist auch leicht teerig. Die Rotweine unterschieden sich nicht so stark wie die Weißweine: Dementsprechend war der 2016er Cahors Rouge Extra Libre vom Château du Cèdre (16,50 €; reinsortiger Malbec) ebenfalls schön wild, hatte aber knackige Gerbstoffe. Zu weit weg vom Naturwein war der 2011er Aglianico Le Fole von Giardino (17,80 €), war adstringierend und sehr schwarzfruchtig. Versöhnlich stimmte der 2011er Aglianico Clown Oenologue vom gleichen Weingut (39 €): Er punktete durch schöne Teerigkeit, "stank" hinreißend, forderte einiges von uns Weintrinkern, vor allem wegen seiner brachialen Säure - da schlummert ein Riese - und den leichten Sauerkrauttönen. Der Indigo No. 1 Trauben, Liebe und Zeit von Strohmeier (39,90 €; Rebsorte: Blauer Wildbacher) charakterisierte sich ebenfalls durch schöne Teerigkeit, aber auch eine feine Beerigkeit, klug balancierte Krautigkeit und Noten von Pfeffer.

Dies war eine relativ lange Probe, in der es einige Perlen, aber auch etwas durchschnittliche Rotweine zu bestaunen gab. Ich schätzte besonders die Frische, die durch den Verzicht an Schwefelzusatz zustande kam.