Château-Grillet

Ein Mikrowein

 

Das Weingut Château-Grillet, ca. 2 Hektar, ein reinsortiger Viognier, hat seine eigene Appellation an der Nordrhône. Ihn zu verkosten, gehört sicher zu den unvergesslichen Momenten im Leben eines Weinliebhabers. Ich durfte ihn im Restaurant „La Pyramide“ in Vienne (zwei Michelinsterne) genießen, in Form des Jahrgangs 2001 – Kostenpunkt: 280 €, die wehtaten, es aber absolut wert waren. Verwunderlich für sein Alter war die hellgelbe Farbe des Weins. In der Nase ist er sehr burgundisch: Zitrusfrüchte, Zitronengras, Verveine, Beifuß – eine tolle Kräuterwürze. Trotz des Alters zeigt der Wein jede Menge Frucht, vor allem Weinbergpfirsich, aber auch grüne Walnuss, begleitet von druckvoller Mineralität. Diese unermessliche Eleganz, diese tänzerische Leichtigkeit verrät den Preis des Weines. Die Bitterstoffe sind vom Alter glatt geschliffen. Er passt sich wie von selbst dem begleitenden Menü an: von Algen (Fisch als Vorspeise) über Wildbret (Ente als Hauptgang) bis zu mürber, teilweise karamellisierte Ananas (Dessert). Interessant ist die sandig werdende Mineralität. Zum Glück hatte ich es nicht geschafft, den Wein im Restaurant auszutrinken, und konnte ihn mit zwei Tagen Abstand noch einmal betrachten: Es kam wieder Pfirsich durch, auch Baumharz und das Petrol eines großen Rieslings, vielleicht eine Hermannshöhle von Dönnhoff oder ein Rangen de Thann von Zind-Humbrecht. Jede Menge Nüssen, in äußerst geschmeidiger Form, kommen hervor, auch Bananenmark, die Mineralität wird immer drückender und dominanter, aber keine Schiefer-, sondern eher diese weiße Galets-Mineralität, auch angegorene Trauben zeigen sich. Dann wieder diese herrliche Kräutrigkeit im Stile eines Ex Vero III, nur soviel komplexer und erhabener, später gesellt sich noch der Apfelmost eines Orange Wine hinzu. Der Wein mündete wegen seines Preises, den ich zuerst noch verheimlichen konnte, in einer kleinen Ehekrise. Doch wie sagte meine Schwiegermutter: „Una vez al año no hace daño.“