Jean-Michel Gérin gehört zweifelsohne zu den besten Winzern der Nordrhône, auch wenn er vielleicht nicht so bekannt ist. Ich verkostete zuerst die Weißweine: Der 2016er La Champine Viognier (12 €) zeigt sich mit seinen Blüten und der Zitrone in der Nase sowie den Bitterstoffen im Mund sehr rebsortentypisch, hat aber trotzdem Profil. Der 2016er Condrieu La Loye (32 €) wurde aus drei Parzellen assembliert und in gebrauchten Fässern ausgebaut, er gibt sich sehr burgundisch und straff, mit Gewürzen und wieder die typischen Bitterstoffe. In neuem Holz wurde der 2017er Condrieu Les Eguets (40 €) ausgebaut, ist noch burgundischer als sein Vorgänger, zeigt aber mehr Frucht Richtung Ananas, die gut mit den Bitterstoffen harmoniert. Obwohl die Winzerin meinte, man solle ihn jung, „sur le fruit“ trinken, traue ich dem Wein wegen seiner Struktur locker zehn Jahre Potential zu.

Die Rotweine, allesamt aus dem Finessejahrgang 2016, werden angeführt von einem La Champine Syrah (10 €). Dieser glänzt mit seiner schönen Beerenfrucht, Johannisbeere und Sauerkirsche, gibt sich aromatisch und etwas rauchig – was für ein grandioses Preis-Leistungs-Verhältnis! Dann kamen drei Côte-Rôtie: Champin Le Seigneur (38 €) ist inzwischen ein Klassiker – er enthält 10 % Viognier, ist eine Cuvée der nördlichen Appellation, die tiefe, geschmeidige Beerennase ist ganz auf Frucht und Frische getrimmt – zum Reinbeißen, ein Wein, den ich mir gut zu Reh vorstellen kann. Einen Tick weiter geht der La Vallière (52 €), ein reinsortiger Syrah aus einer Einzellage, der wieder Sauerkirsche bietet, mit schöner Wildbretnote, etwas Vanille und Butterkeks. Zuerst enthalten, da „zu lange offen“, wurde uns der Topwein Les Grandes Places (95 €). Die Luftzufuhr hatte dem Wein gut getan: Es kommt wieder Butterkeks herauf, zusammen mit leichter Vanille und Bitterschokolade bei körniger und ausgesprochen eleganter Struktur.

Zusammenfassend kann man sagen, dass uns Jean-Michel Gérin eine zwar eher kleine, aber fein nach den Terroirs abgestimmte Kollektion bietet.