Weinsberg

Ein Quell des Lebens

 

Das Staatsweingut Weinsberg war die erste Station unserer Württembergexkursion. Als Appetizer wurde uns der M Secco Perlwein (9 €) präsentiert, welcher fein nach Holunder und Muskat duftete, was einen Anteil von Müller-Thurgau oder sogar Muskateller vermuten ließ. Bei aller Süffigkeit war der Wein trotzdem elegant. Als kleines Intermezzo gab es den alkoholfreien Apfel-Sauerkirsche (6,60 €) – einfach nur lecker! Der 2016er Pinot brut 1868 (18,68 €) zeigte Birne, leichtes Biskuit, feines Mousseux, ganz leichte Mineralität bei toller Struktur. Der Likör Quitte Traumfrucht (20 €) war süß und fruchtig. Anspruchsvoller war der fünf Jahre im Holzfass gelagerte Gutsweinbrand aus Grauburgunder (28 €), opulent, überraschend fein mit leichter Vanillenote, fast whisky-artig. Der 2015er Lemberger S (9,90 €) setzte wieder etwas darunter in der Qualität an: Kirsche, Pflaume, leichte Pfefferspur, zeigt Typizität dunkler Frucht. Ganz anders der danach kommende 2015er Pinotage Hades (27 €): süßliche, bäuerliche, an Pferdesattel erinnernde Noten, modrig wirkend wie überreifer Sanddorn, auch Brombeere, Schweiß und frisch vergorene Kirsche – bei 14,5 % Alkohol ein sehr spezieller Wein. Dann gingen wir zum Weißwein: Der 2017er trockene Riesling (6,40 €) ist ein Vertreter des klassisch fruchtigen Rieslings, nach Grapefruit und Zitrone duftend. Gefolgt wurde der Wein durch die feinherbe Version (ebenfalls 6,40 €), die sehr ähnlich war, vielleicht etwas expressiver, mehr Richtung Asche, etwas straffer daherkommend. Eine Steigerung war der 2017er Riesling Erste Lage Burg Wildeck (12,50 €): Zitrone und Blütenduft zeichneten diesen mosel-affinen, im Stahltank ausgebauten Wein aus. Die typische Stachelbeerfrucht sowie ganz leichte Paprikanoten zeigte der 2017er Sauvignon blanc S (11,90 €). Zu 100 % im neuen Barrique wurde der 2016er Fumé blanc Hades (24 €) ausgebaut, er roch leicht nach Gummi, etwas süßlich wirkend, kommt aber mit der Zeit. Der 2015er Chardonnay Hades (19,90 €) hat wieder viel Holz gesehen, dieses erschlägt ihn aber nicht, sondern gibt ihm Struktur, unterstützt ihn. In der Nase kommt zuerst grüner Apfel, auch feine Blütenaromen und etwas Karamell. Dann ging es wieder zu den Rotweinen: Der 2017er Trollinger (5,80 €) kommt ganz klassisch herüber, duftet nach Kirsche, gibt sich frisch und mostig, erinnert mich an einen einfachen Dolcetto. Die 2015er Cuvée Sie & Er (7,50 €) aus Spätburgunder und Acolon, ab 2020 bio, zeigt mehr Holz, feines Kirschengelee und Marzipan, ja ist für den Preis überraschend gut. Für den 2015er Syrah Hades wurde die eine Traube pro Stock halbiert, Barrique kam zum Einsatz. Der Wein duftete nach Kirsche, war elegant, trotzdem etwas beliebig, erinnert mich in seiner kühlen Unterholzaromatik an den Regent Engel No. 1 aus Schleswig-Holstein. Sehr ähnlich war der 2015er Tempranillo Hades (27 €), etwas pflaumiger, ganz leicht ledrig. Dann kommt aber diese kühl-schwebende Aromatik, schöne Mineralität überrascht einen, auch Gewürze. Von den Hades-Weinen gibt es jeweils nur 300 bis 400 Flaschen. Einen gelungenen Schlusspunkt setzte der 2012er Traum (49 €): Viel Pflaumenmus kommt durch, dann tiefgefrorene Paprika, Estragon, Sojasauce, gleichzeitig rosinig und pfeffrig, ja sogar heller Stein zeigt sich. Das Staatsweingut Weinsberg hat vielleicht nicht die Spitzenweine im Sortiment, welche herausragen und den Ruf des Gutes begründen, vielmehr verfügt man über eine wohl abgestimmte Palette sehr interessanter, ja fast experimenteller Weine, die einen fordern, trotzdem Genuss bieten.