Stéphane Tissot

Aus einer anderen Welt

 

Als Restposten habe ich den 1995er Arbois Chardonnay von Stéphane Tissot aus dem Jura erstanden. Er leuchtet in einem kräftigen Goldgelb bis Altgold. Bei geringerer Temperatur ist der Wein auf Zitrusfrucht (kandierte Zitrone, saftige Orange, etwas Grapefruit, Zitronenblüte) fokussiert. Dann kommen deutliche Bienenwachs- und Briochenoten eines alten Champagners hinzu. Bei höherer Temperatur dreht der Wein dramatisch auf: Weihrauch, frischer Toast, Spekulatius (würde gut zum Christstollen passen), leichter Rosenduft, interessante Kräuteraromatik wie vom Savagnin – das verrät seine Herkunft –, etwas Curry. Im Hintergrund bemerkt man immens tiefe Frucht, die von reifer Mango dominiert wird. Dies wird von einer vitalen, aber seidigen Säure untermalt. Buttrige Noten eines gereiften traditionellen Meursault gesellen sich dazu. Es handelt sich um einen in Würde gealterten Wein, himmlisch duftig, geradezu berauschend, auch verspürt man dichte Kalkmineralität und einen Hauch Banane. Was für eine Balance, nichts ist zu viel. Asche und Staudensellerie, etwas Nugat und Walnuss, ganz zart, auch leicht rauchige Vanille kommen hinzu. Wir haben es mit einer Ode an gereiften Wein zu tun.