Werlitsch

Der Name ist Programm

 

Manchmal habe ich Lust auf Extremes: So geschehen mit dem 2014er Glück von Werlitsch aus der Südsteiermark. Der Wein zeigt eine altgoldene trübe Farbe, die ins Orangene geht. In der Nase ist er ganz Werlitsch, namentlich von der Ex-Vero-Serie inspiriert: Schafgarbe, Estragon, Sommerkräuter und Sommerblumenwiese, nur hier wilder nach verbranntem Gummi und Teer. Dazu kommen frisch gesägtes Buchenholz und Fichtennadelessenz, ganz leichte Mango beim Schwenken, auch kandierte Limettenrinde. Im Mund verspürt man eine fast brachiale Säure, die nur unwesentlich gemildert wird durch Baumrinde und Bienenwachs, später eine geradezu profunde Mineralik nach heißem Stein – ja, diese Metapher muss wieder einmal bemüht werden... Mit der Zeit vernimmt man eine luftige Frische, wir haben es mit einem ultra-eleganten Weintyp zu tun, der trotzdem voluminöser wirkt als die angegebenen 10,5 % Alkohol. Der Wein ist wilder, nicht so abgeklärt wie der Ex Vero III – ich bin gespannt, was die Zeit aus diesem Wein machen wird... Später verspürt man leichtes Brioche, längere Zeit liegen und trocknen gelassene Aprikosenhaut, auch Orangenschale; dann wird es abstrus: Auch stehen gelassenes Bratenfett kommt einem in den Sinn. Hier ist eine Flasche pro Person sicher nicht falsch kalkuliert: Der Wein ist anspruchsvoll, ohne anzustrengen, wunderbar trinkig im positiven Sinne, in seiner angenehmen Zurückhaltung erinnert er mich an einen Corton-Charlemagne.