Kreydenweiss

Großes Elsass

 

Einmal im Jahr öffnen Marc und Antoine Kreydenweiss ihre Tore; diesmal war ich dabei. Es gab die Primeurs und das aktuelle Sortiment, angereichert durch ein paar gereifte Weine, zu probieren. Zuerst probierten wir die Fassproben, aus dem Jahr 2018, falls nicht anders vermerkt, zuvorderst die Ortsweine: Der Kritt Pinot blanc (8,80 € im Vorverkauf) hatte eine klassische, mineralische, ja für die Rebsorte typische Nase bei dezenter Süße – wobei der fertige Wein wohl fast trocken sein dürfte, so versicherte man uns. Der Andlau Riesling (10,80 €) war nahe-affin, sehr dezent mit viel Zitrusnoten. Überraschend mineralisch mit kaum Frucht, ja perfektem Terroir zeigte sich der Lerchenberg Pinot gris (11,20 €). Der halbtrockene Kritt Gewurztraminer (14,40 €) präsentierte sich mit viel Blüten in der Nase, vor allem Rose und Holunderblüten, hatte trotz seiner vermeintlichen Vordergründigkeit seinen Reiz. Dann kamen die Crus: Der La Fontaine aux Enfants Pinot blanc (14,40 €) zeigte sich sehr mineralisch, roch nach altem Keller, Zitrusfrüchten und Brennnessel. Mit toller Mineralität und Weihnachtsgewürzen aus dem kleinen Teil Gewurztraminer wartete der Stierkopf (14,40 €) auf. Seit Jahren mein Favorit ist der Clos du Val d'Eléon (14,40 €) mit tollen Kreidenoten, einer herrlichen weihnachtlichen Exotik und Noten von Butterkeks. Der Clos Rebberg Riesling (16,80 €) ist hingegen klassisches Elsass mit seiner betont mineralischen Art. Maischevergorener Gewurztraminer aus Dichtbepflanzung ist der Clos Rebgarten (16,80 €) mit herrlicher Aromatik von Weihnachten, Zitronat, Orangeat und Heilkräutern. Mit Spannung erwartete ich die Grands Crus: Der Kirchberg de Barr Pinot noir (23,20 €) hatte eine interessante animalische Note mit leichter Himbeere mit Stielen. Pure Mineralität mit leichter Ananas und spritziger Zitrusfrucht verkörperte der Moenchberg Pinot gris (22 €). Der 2017er Wiebelsberg Riesling (20,80 €) zeigte Aromen von Heilkräutern und Rosmarin, war kompakt und fein, diese umspielteKräutrigkeit finde ich wirklich famos. Primus inter pares ist der 2017er Kastelberg Riesling (31,20 €), welcher nach verbranntem Gummi roch und über eine schwierig zu fassende, aber einfach bewundernswürdige Struktur verfügte.

 

 

Es folgt das reguläre Sortiment: Der 2016er Crémant brut nature (13,50 €) duftet nach Apfelkuchen, ist cremig sowie leicht animalisch – ein toller Gegenwert! Demgegenüber ist der 2015er Crémant Clos Rebberg brut nature verhaltener, eleganter, ja definierter und geschmeidiger mit Noten von Pflaumenkuchen – so gesehen die gleiche Backstube, nur leicht veränderte Zutaten... Es folgen die vins de fruit aus dem Jahrgang 2017: Der Kritt Pinot blanc (10,50 €) erinnert an Sandteig, Kalk, ist leicht aschig mit tollen Gewürznoten. Überraschend exotisch, schön entwickelt und ganz leicht animalisch präsentiert sich der Andlau Riesling (12,50 €). Der Pinot Boir (12,50 €) überzeugt mit den typischen Noten eines schwefelarmen Weines sowie Himbeere. Der Lerchenberg Pinot gris (13,50 €) begeistert mit tollen Aromen nach Kuhstall sowie purer verbrannter Mineralik. Tolle Blütenaromatik verkörpert der Kritt Gewurztraminer (17 €). Eine interessante Kräuteraromatik mit leicht animalischen Noten zeigt der halbtrockene 2015er Klevner (15,50 €). Dann kamen die Crus: Der 2017er La Fontaine aux enfants Pinot blanc (17 €) riecht leicht verbrannt, ist klar, fast transparent. Viel Persönlichkeit zeigt der 2017er Clos du Val d'Eléon (17 €), ist schön ausbalanciert und exotisch (Zimt, Kardamom, pain d'épices) – einer meiner Lieblingsweine, gerade weil er so speziell ist. Was folgte, war eine schlichtweg sensationelle Vertikale des Clos Rebberg Riesling: Während 2017 (21 €) nur leichte Gewürzexotik zeigte, umspielten den 2016er (20 €) geradezu wilde Exotik und gelbe Pflaume. 2015 (22 €) war leicht animalisch und kompakt. 2009 war schon durch viel Petrol charakterisiert, ein vollmundiger, runder, vollreifer Wein. Wohl einer der stärksten war der 2008er (28 €) mit Noten von Sauerteig, pain d'épices, Quitte und kandierter Frucht. 2006 war von Botrytis geprägt, offenbarte Aromen von Karamell, viel Petrol, kandierter Frucht, leicht oxidiert, erinnerte mich spontan an einen Süßwein von Dönnhoff. Wilder war der 2003er (26 €) mit viel Gewürzkuchenaromatik, schmeckte wieder wie ein deutscher Süßwein, obwohl fast komplett trocken. Herrliche Feinheit und mehr Spannung zeigte der 2002er (26 €). Mit herrlicher Nussaromatik, jodisch und mit kandierter Frucht punktete der Rebberg aus dem Jahre 2000. Dann kamen zwei Grands Crus: Der 2016er Wiebelsberg Riesling (24 €) zeigte herrliche Frucht, vor allem von Quitte, aber auch eine tolle Kräutrigkeit sowie ganz leichte Vanille. Demgegenüber war der 2016er Kastelberg Riesling (39 €) von purer Mineralik gezeichnet. Super gefallen haben mir die zwei folgenden vins oranges: Der 2017er Clos Rebgarten (20 €) war sehr stark, balancierte auf toller Blütenaromatik. Der 2017er Moenchberg Grand Cru Pinot gris (26 €) verströmte Noten von Rhabarber, ähnelte sehr einem Rosé mit spürbaren Tanninen. Den würdigen Abschluss bildete der 2010er Vendanges Tardives Pinot gris (31 €): Er duftete nach pain d'épices und kandierten Früchten, ja war ein rundum toller Süßwein, der sich mit den deutschen messen lassen kann...

 

 

Dann probierte ich noch ein paar Rotweine von der Rhône, wo Vater Marc das Zepter inne hat: Der 2015er reinsortige Syrah Ansata (14 €) aus siebzigjährigen Reben duftete nach Süßkirsche und Johannisbeere, während die 2012er Version (18 €) leicht animalisch daherkam mit Noten von Zimt und erfrischender Kirsche. Der schwefelarme 2016er KA (28 €) aus hundertjährigen Carignanreben roch nach Zimtpflaumen, während der extraktreichere 2009er (35 €) herrliche Kirsche offenbarte. Den Schlusspunkt setzte der 2006er Châteauneuf-du-Pape, ein reinsortiger Grenache, welcher nach Brombeere, Blaubeere und Kirsche duftete.

 

 

Insgesamt hat mir dieser Tag der offenen Tür sehr gut gefallen, verblüfft war ich von der Alterungsfähigkeit der Weine, illustriert an der Rebberg-Vertikale.