Bruno Clair

Vergessener Liebling

 

Manchmal ist man überrascht, dass man gewisse Weine im Keller hat, so sehr hat man sie dort vergessen... Dies war der Fall mit dem 2008er Chambolle-Musigny Les Veroilles von Bruno Clair. Der Wein präsentierte sich in durchscheinendem Kirschrot mit leicht bräunlichem Rand. In der Nase offenbaren sich zuerst getrocknete rote Johannisbeeren, Waldpilze, Cranberries, Walderdbeere und nicht wenig Bitterschokolade, alles sehr edel zusammengefügt. Später kommen Hagebutte, Zimtpflaume, Himbeerkerne, Kirschkerne, deutliche Mineralität nach heißem Stein, auch etwas Eisenspäne. Im Mund empfindet man eine tolle Säurespur, alles ist schwebend-elegant. Zum Schluss wird der Wein immer puristischer, läuft auf Herzkirsche und immer mehr Walderdbeere. So muss gereifter Burgunder schmecken; alter Bordeaux ist immer mit einer gewissen Süße ausgestattet, zeigt schwarze Frucht; Rhônewein hat im Alter immer viel Würze, auch gewisse Verbranntheit; doch Burgunder bewahrt immer diese ätherische Note, bleibt immer fein, jederzeit präsent und hat vor allem eines: Trinkfluss. Der rezensierte Wein zeigt zum Schluss leichte Noten von Sojasauce, ganz dezente Rauchigkeit, phänomenale Feinheit; Brioche mit Vanille kommt hinzu, auch Rosenblätter, leichte Unterholzwürze, etwas Rosmarin, Fenchel und Majoran. Die Reife des Weins ist einfach phänomenal – wenn Volnay mein Liebling an der Côte de Beaune ist, so ist es Chambolle an der Côte de Nuits!